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Geschichte des DDAMZ

Das Dom- und Diözesanarchiv Mainz (DDAMZ) ist als eigenständige Organisationseinheit innerhalb der Verwaltung des Bistums seit dem Jahr 1957 nachweisbar, zuvor waren Archiv und Registratur noch verschmolzen. Das Dom- und Diözesanarchiv umfasste bei seiner Etablierung lediglich die Archivalien aus der erzbischöflichen Zeit vor 1800. Wo diese im ausgehenden 18. Jahrhundert ursprünglich nach Aschaffenburg geflüchteten Akten nach ihrer Rückkehr nach Mainz in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts gelagert waren, ist nicht mehr mit Bestimmtheit zu klären.

Zunächst im Obergeschoss der Kleinen Kapitelstube des Domkreuzganges angesiedelt, zog das Dom- und Diözesanarchiv im Sommer 1969 in den Arnsburger Hof (Grebenstraße 8). Das Archiv war hier in Kellerräumen in Gemengelage mit der Bibliothek des Priesterseminars (seit 2000 Martinusbibliothek) untergebracht. Die Platzverhältnisse waren von Anfang an begrenzt, so dass keine größeren Bestände übernommen werden konnten. Diese Situation ändert sich erst mit dem Umzug des DDAMZ in das ehemalige Rochusstift im Jahre 1991. Am jetzigen Standort des Archivs steht nach einem zweckbestimmten Umbau des im Zweiten Weltkrieg ausgebombten historischen Gebäudes ein Volumen von ca. 5 Regalkilometern zur Aufnahme von Altakten zur Verfügung.

(Nach Ausführungen von Dr. Hermann-Josef Braun.)

Geschichte des Rochusstifts

Das heute als Rochusstift bekannte Gebäude entstand ab etwa 1721 als Armenhaus unter Erzbischof Lothar Franz von Schönborn. Der Bau war als dreiflügelige, dreigeschossige Anlage konzipiert in deren Zentrum sich die Kapelle, welche dem Hl. Rochus als Patron der Seuchen- und Pestkranken geweiht war, befand. Im Laufe der anschließenden Jahrzehnte gruppierten sich verschiedene weitere Gebäude (Krankenhaus, Zuchthaus und mehrerer Manufakturen) zu dem Komplex, der dann als Rochusspital benannt wurde.

Gedacht war das Armenhaus für Mainzer Bürger, Beisassen (Niedergelassene ohne Bürgerrecht) und deren Kinder und beherbergt ca. 230 bis 330 Personen. Da sich diese Anzahl an Bedürftigen kaum über Almosen versorgen ließ, erklärt dies wohl den Bau der Manufakturen, in denen die Armen arbeiten mussten (sofern körperlich in der Lage dazu) und deren Erzeugnisse (z.B. Garn, Strümpfe, Kerzen, Drucksachen) zur Finanzierung des Hauses beitrugen. Wobei Faulheit mit Kürzung der Ration bestraft und Fleiß mit zusätzlichen Nahrungsmitteln oder Privilegien belohnt wurde. Besonders die seit 1742 übernommene Druckerei war ein entscheidender Faktor nicht nur in der Geschichte des Armenhauses, sondern auch der Mainzer Verlagsgeschichte. Hier wurden die kurfürstlichen Hof- und Staatskalender, Zeitungen, kurfürstliche Verordnungen, Schul- sowie Gesangsbücher gedruckt.

Die Auswirkungen der französischen Verwaltung Ende des 18. Jahrhunderts blieben für das Rochusspital zunächst überschaubar, nur die Druckerei brachte durch den Wechsel in den Zuständigkeiten nun fast ausschließlich politische Drucksachen heraus. Allerdings fungierte das Spital ab spätestens 1799 weniger als Armenhaus, denn als Alten- und Pflegeheim. 1812 wurde die Druckerei stillgelegt.

Die Lage verschlimmerte sich ab 1816 zusehends, denn nun war das Rochusspital das einzige Armen- und Krankenhaus und zusätzlich auch für die zeitweilige Unterbringung von Obdachlosen verantwortlich. So zwängten sich bis zu 500 Menschen, gesund und krank, hier zusammen. Erst 1848 mit dem Bau des sog. Invalidenhauses besserte sich die Situation deutlich und das Spital wurde zum Krankenhaus umgebaut, welches ab 1852 von den Vinzentinerinnen (auch Barmherzige Schwestern) geführt wurde.

Am 10. Februar 1878 brannte die Kapelle samt Hauptflügel und Turm komplett aus und der größte Teil der Inneneinrichtung ging verloren. Aber schon im nächsten Jahr war der Flügel im Stil der Zeit wiederaufgebaut.

1914 wurde das Rochushospital in das neue städtische Krankenhaus (heute: Universitätsklinik) verlegt und das Gebäude in der Rochusstraße Festungslazarett und bis 1922 Reichskrankenhaus. Danach beherbergte es ein Knabenwaisenhaus, das Jugendamt, Kinderkrippe und schließlich das städtische Säuglingsheim. In den 1930ern war das Haus unansehnlich geworden, weshalb man 1939 beschloss die Fassade zu renovieren. Doch dann kam der Krieg und das Rochusspital lag nach Bombenangriffen 1942 und 1944 in Trümmern. Im Zuge der Neugestaltung der Gegend ab 1958 plante man den Abriss der restlichen Mauern. Nach erneuter Umplanung kam es anders und ab 1961 begann Architekt Franz Mertes mit dem Bau (nur noch von zwei Flügeln, aber unter Erhalt der historischen Fassade), welcher 1963 fertiggestellt wurde. Die Vinzentinerinnen führten fortan hier ein Altenheim bis zur Aufgabe der Räumlichkeiten 1988.

Seit 1991 ist das Rochusstift der Sitz des Dom- und Diözesanarchivs sowie weiterer Abteilungen des Bischöflichen Ordinariats.

 

Literatur:

E. Darapsky: Das St. Rochusstift 1721-1964. Festschrift zur Wiederherstellung des Rochusstiftes, Mainz 1964.

R. Rörig: Die Mainzer Spitäler und Krankenhäuser. Ein Rückblick auf 2000 Jahre Krankenhausgeschichte, Mainz 1989.